Gelungene Neuinterpretation nach historischem Vorbild: Urbanes Wohnen in Hamburg

Das Wichtigste in Kürze:

Projekt: Wohnhaus in Hamburg

Projekttyp: Privathaus

Ort: Hamburg, Deutschland / Architekt: Walter Gebhardt

Innenarchitektin Master- und Gästebäder: Nicola Stammer Innenarchitektur

Fertigstellung: 2016

Dornbracht Produkte: MEM, Sieger Design

Alape Produkte: Individuell gefertigtes Badmöbel mit Metaphor Unterbaubecken (UB.ME750, Design: Sieger Design)

Gästebäder: Badmöbel A˘system addit mit Waschtisch der PR-Serie (WT.PR600, Design: Gerhard Busalt), Waschtisch der QS-Serie (WT.QS325X, Design: Gerhard Busalt)

Dornbracht_urbanes Wohnen
Dornbracht_urbanes Wohnen
Dornbracht_urbanes Wohnen

Iserlohn/ Hamburg, August 2018:

Das Wohnhaus an der Palmaille, eine der ältesten Prachtstraßen in Hamburg, ist in vielerlei Hinsicht ein Unikat. Fremd und doch vertraut passt sich der Neubau in das gerade einmal zehn Meter breite, schräg zulaufende Grundstück inmitten herrschaftlicher Bürgerhäuser aus der Gründerzeit und moderner Geschäftshäuser ein. Die Hamburger Palmaille ist eine Straße mit Geschichte: Angelegt als großzügige Allee Ende des 19. Jahrhunderts, ist die breite Straße geprägt durch klassizistisch gestaltete Fassaden des dänischen Architekten Christian Frederik Hansen (C.F. Hansen), dessen schlichter und zugleich repräsentativer Baustil noch heute Akzente setzt. Die klassische symmetrische Dreiteilung der Fassaden, die Einheit von Innenräumen und Gebäudehülle, kurz gesagt die Stimmigkeit von Form, Funktion und Volumen haben über viele Jahre das Bild der Palmaille geprägt. Gleiches gilt für den erhöhten Blick von der Prachtstraße auf die vorbeifahrenden Schiffe und den Hamburger Hafen. Um dies auch in Zukunft zu erhalten, ist die Straße ensemblegeschützt. Die Denkmalschutzregelung fordert zwar, Formensprache, Materialität, Maßstab und Farbgebung einzuhalten, lässt jedoch eine zeitgemäße Neuinterpretation der wesentlichen Merkmale der historischen Umgebung in eine moderne Architektursprache zu.

Neue alte Vorbilder

Für die mutige Neuinterpretation des historischen Erbes hat sich der Hamburger Architekt Walter Gebhardt das „Einfensterhaus“ von C.F. Hansen aus dem Jahr 1803 zum Vorbild genommen. Die private Residenz des einflussreichen dänischen Architekten, dessen klassizistischer Baustil die Architektur in Nordeuropa geprägt hat, steht unweit vom Neubau ebenfalls in der Palmaille. Ganz im Sinne der hanseatischen Noblesse sitzt der monolithische Neubau zurückhaltend, aber im Detail stimmig, selbstverständlich an seinem Platz. Analog zum historischen Vorbild setzen gläserne Fugen den geschlossenen Baukörper von der Nachbarbebauung ab. Ein überdimensionales Eingangsportal und ein großes Schaufenster bilden die Schnittstelle zwischen Innen- und Außenraum. Die horizontale Zonierung in Sockelgeschoss, Haupt- und Dachgeschoss wurde ebenso wie in der Referenz aufgenommen. Die Vorgabe nach einem Satteldach wurde als große Glasfläche abstrahiert umgesetzt, die nahtlos in das eigentliche, von der Straße unsichtbare Dach übergeht. Zig Fassadenvariationen mussten vorgestellt werden, bis die richtige Mischung aus Detaillierung und Neuinterpretation von Materialität und Farbigkeit den Denkmalschutz und die genehmigenden Behörden überzeugen konnte.

Gelungene Neuinterpretation

Die Lage an der belebten Verbindungsstraße zwischen den Villen auf der Elbchaussee und dem Hamburger Stadtteil Altona erforderte ein besonderes Augenmerk auf die Anordnung der Flächen. Das Erdgeschoss wird als Transitfläche genutzt, von dem aus Stellplätze sowie das zentrale Treppenhaus mit einem Aufzug erreicht werden. Eine vermietete Bürofläche im ersten Obergeschoss bildet den Übergang zwischen Straßenraum und Wohnwelt. Bei der Anordnung der Räume in den oberen Geschossen ging es vorrangig darum, optimale Räume für die eigenen Wohnvorstellungen der Bauherrin zu schaffen. So ist der Mittelpunkt des zweiten Obergeschosses ein Wohnraum auf zwei Etagen, dessen großzügiges „Einfenster“ sowohl den Blick auf die Elbe freigibt als auch als Möbelstück nutzbar ist. Der rückwärtige Gebäudeteil entwickelt sich entlang der Brandwand zur Nachbarbebauung und beinhaltet ein komplettes Gästeapartment mit zwei Schlafzimmern, Kitchenette und einem gemeinsam nutzbaren Bad. Auf dieser Etage liegt auch der Schlafbereich der Hauptwohnung. Im Dachgeschoss befindet sich der fünf Meter hohe Wohnbereich mit Küche und Essbereich. Eine großzügige Dachterrasse erweitert den Innenraum schwellenlos nach außen. Die geschickte Schachtelung der Funktionsbereiche gewährleistet die effiziente Ausnutzung der knappen Flächen und ermöglicht trotzdem Raumqualitäten in den Aufenthaltsbereichen. Unterstützt wird dies auch durch die Auswahl der Materialien und die Qualität der Ausführung: Beton für die Fassade, eine individuelle sandfarbene Terrazzo-Mischung für die Böden und Erschließungswege, ein naturbelassener feiner Edelputz an Wänden und Decken sowie Nussbaumholz für die verschiedenen Einbauten und Türen. Die präzise Ausführung lässt sich besonders eindrucksvoll an der akustisch wirksamen Holzlamellendecke im Dachraum ablesen, deren Lamellen sich der Geometrie des Volumens folgend in sich verdrehen.

Herausforderung Badplanung

Eine der größten Herausforderungen bei der Konzeption der Innenräume war es, ein Bad von nur 1,50 Metern Breite zu planen. Anstelle einer funktionalen Aneinanderreihung der Elemente wählte die Innenarchitektin Nicola Stammer einen Kunstgriff: eine Teilung des Raumes in die Bereiche „Hauptbad“ mit Dusche und Waschtisch als meist frequentierter Bereich und „Ruhebad“ mit der Wanne direkt vor der Fensterfront. Getrennt werden die Flächen durch die Querstellung eines individuell gefertigten Badmöbels mit Unterbaubecken, beides von Alape. Auch hier war Millimeterarbeit nötig, um Platz für das Bett mit Durchgang und der notwendigen Wandfläche für die Schiebeelemente auszuloten. Die Seitenführung der Schubladenelemente musste kreativ gelöst werden, ebenso wie Sonderwünsche nach Handtuchhaltern an der Schublade oder nach einem abgehängten Drehspiegel. Die so entstandene Zonierung des Raumes gewährt einen freien Blick ins Grüne von jeder Position aus und ermöglicht durch den Einbau von raumhohen Ganzglasschiebetüren Offenheit oder Intimität – je nach Tagesverfassung. Kein Kabel, kein überflüssiger Schalter stört das reduzierte Bild. Dies ist zum einen auf die integrierte Technik im Einbaumöbel zurückzuführen, aber auch auf die detaillierte Planung. Analog zur Architektur des Hauses setzt die Armaturenserie MEM von Dornbracht die Reduktion auf das Wesentliche fort und zeigt so die perfekte Symbiose zwischen Produkten und Gestaltungsvielfalt. Das von zwei Seiten begehbare Gästebad erhält ein am Holzfarbton ausgerichtetes Glasmosaik an den Wänden und auf dem Boden. Die OpenSpace Dusche erweitert den Raum auch optisch. Stauraum findet sich in den Schubladen des Waschtisches und den offenen Regalen und folgt somit der Gestaltungslinie des gesamten Bauwerks.

„Für eine tolle Raumwirkung braucht man keine großen Räume“, bestätigt Nicola Stammer den Eindruck und fährt fort: „Die geschickte Gliederung des Bades für die verschiedenen Nutzungsbereiche und die durchdachte Planung der Details lassen die Größe in den Hintergrund treten. Mit Verwendung der Produkte von Alape in Kombination mit den Armaturen von Dornbracht konnte dem Wunsch nach hanseatischer Stilsicherheit in einer urbanen Wohnwelt entsprochen werden.“

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