„Es geht um Resonanz für Körper und Sinne“ – Interview mit Spa-Expertin Fatima Diagana
Iserlohn, 26. November 2024
Atmosphäre schaffen, feinste Details beachten und Empathie für Menschen und ihre Bedürfnisse zeigen: Fatima Diagana weiß, was es für ein perfektes Wohlfühlerlebnis braucht. Die Spa-Expertin erstellt mit ihrem Team individuelle Wellnesskonzepte für die gehobene Hotellerie. Als Sparrings-Partnerin und Inspirationsgeberin unterstützt sie den Armaturenhersteller Dornbracht unter anderem bei der Produkt- und Treatment-Entwicklung sowie bei Schulungen. Im Interview verrät sie, welche Bedeutung Entspannungsrituale haben, warum in der Einfachheit manchmal das Schöne liegt und wie sich Wellness-Momente ganz einfach in den Alltag integrieren lassen.
Frau Diagana, Spa ist ein großes Wort und wird in vielerlei Hinsicht verwendet. Wenn Sie Spa in wenigen Worten beschreiben müssten, welche Worte wären das?
Wasser, Rituale und Resonanz: Dieser Dreiklang verkörpert die Essenz von Spa. Wasser ist ein pures Lebenselement: In der Heilkraft von Wasseranwendungen liegt der Ursprung der Spa-Philosophie. Wasser wirkt! Es kann uns beruhigen oder anregen. Ein kalter Guss erfrischt. Ein zarter Nebel benetzt sanft unsere Haut. Wasser berührt Körper und Sinne: Wir können es auf vielfältige Art und Weise erleben und spüren. Im Spa können wir Wasser so anwenden, dass es uns ganzheitlich guttut. Spa-Rituale werden seit Jahrhunderten gepflegt. Zunächst dienten sie der Heilung und Gesunderhaltung. Heute geht es um mehr als die reine Wirksamkeit. Das sinnliche Erleben gilt im Spa als Qualität an sich. Weil es uns guttut, wenn wir ganz bei uns sind. Generell gehören Rituale zu unserer Kultur: Sie machen den Augenblick besonders und berühren uns tief in unserer Menschlichkeit. Spa-Rituale versprechen uns Pflegevergnügen: dass man die Zeit genießt. Zu besonderen Anlässen und genauso im täglichen Leben. Wir sprechen hier von einem „Physical & Emotional Benefit“. Ob entspannend oder stimulierend, reinigend oder revitalisierend: Es geht um den nachhaltigen positiven Effekt. Um Resonanz für Körper und Sinne. Das ist das vollkommen luxuriöse Spa-Gefühl.
Mit Ihrem Unternehmen Diagana Spa Design entwickeln Sie unter anderem Spa-Konzepte für Hotels und setzen diese um. Gibt es besondere Eckpfeiler, die dabei eine wesentliche Rolle spielen?
Nirgendwo kommt man dem Gast so nah wie im Spa. Im Hotel-Spa (wie auch im Home-Spa) konzipiere ich Räume, die für den Menschen da sein sollen. Diese Orte sollen uns guttun, zu unserem Wohlfühlen beitragen und uns erden. Das empfinde ich heute als etwas sehr Wertvolles. Ein Spa-Konzept vertieft das Hotelkonzept und seine Werte. Auch wenn ein Spa in den Bergen naturgemäß ein anderes Thema hat als ein Spa auf einer Insel oder ein Urban Day Spa: Der Gast steht immer im Mittelpunkt. Ein einzigartiger Ort allein genügt nicht, um ein Spa-Projekt aus der Architektur heraus lebendig zu machen. Gelungene Spa-Rituale setzen reibungslose Abläufe voraus. Das beinhaltet Fragen wie die Funktion und Gestaltung der Wasserwege. Wie kann die Intimität des Gastes professionell und serviceorientiert gewahrt werden? Ich bringe viel Empathie für Menschen und ein tiefes Verständnis für Atmosphäre und Details ein: Wähle die Materialien, mit denen der Gast umgeben ist. Was trägt der Gastgeber? Wie wird der Gast in Empfang genommen? Fragen der Ausstattung: Wie fühlen sich Handtücher an? Wie groß sind sie? Jedes Gesamtkonzept basiert auf dem perfekten Zusammenklang von allem.
Wie definieren Sie ein ganzheitliches Spa-Erlebnis? Was macht ein Spa-Ritual in Ihren Augen aus?
Ein ganzheitliches Spa-Erlebnis ist eines, das in Erinnerung bleibt. Das man wiedererleben möchte. Dazu gehört ein Raum, der so gestaltet ist, dass die Intimität gewahrt ist und man sich wohlfühlen kann. Ein empathischer Service: Die Sprache, das Lächeln, die Berührung – wie man mit dem Gast umgeht. Gibt es ein Tablett, auf dem etwas vorbereitet wurde? Ein duftendes Öl, ein individuell zubereitetes Peeling? Ein Fußbad zum Empfang ist etwas Wunderbares: Dabei lernt der Spa-Therapeut seinen Gast kennen und erfährt im Gespräch, worauf dieser Wert legt. Auch bestimmte Wiederholungen in der Berührung oder die Verwendung von Accessoires sorgen für mehr Tiefe. Das gesamte Spa-Ritual folgt einem gewissen Ablauf – vor, während und nach dem Treatment. Es ist die Summe der Gesten, die das Erlebnis ausmachen. Das kann von einfach bis luxuriös reichen. Manchmal liegt in der Einfachheit auch das Schöne, wie ein im richtigen Augenblick angebotenes Glas Wasser oder Tee. Wenn alle Abläufe im Einklang sind, dazu Licht, Duft und gegebenenfalls Ton, dann wird eine Stimmung geschaffen. Ich erwarte von den Materialien, die mich berühren, dass sie angenehm sind. Handtücher, Bademäntel und alles, worauf ich liege und womit ich behandelt werde. Die Begleitung nach dem Treatment ist wichtig. Wie ist das Aufwachlicht? Und die Verabschiedung? Ein perfekter Spa-Gastgeber sorgt dafür, dass der Gast etwas mitnehmen kann – materiell oder immateriell – um sein Spa-Erlebnis zu Hause noch nachwirken zu lassen.
Welches Spa-Erlebnis kann ich relativ einfach in meinen Alltag integrieren? Und was kann es bewirken?
Wasser und einen Massagehandschuh – mehr braucht es nicht für ein Peeling, das Körper und Sinne anspricht. Das klassische Spa-Ritual kann ein eigenständiges Treatment oder Auftakt für ein umfassendes Wohlfühlprogramm sein. Beginnen Sie unter einer warmen Dusche, um die Haut auf das Peeling vorzubereiten. Tief einatmen und sich die Atmung bewusst machen. Das Wasser wirken lassen und spüren, wie es sich über den gesamten Körper ergießt. Ausatmen. Die Wärme sorgt für Entspannung der Muskeln. Gepeelt wird mit einem Massagehandschuh, indem man den gesamten Körper in sanft kreisenden Bewegungen massiert. Von den Füßen nach oben und von den Fingerspitzen hin zum Oberkörper. Bei trockenen Hautpartien wie Knien und Ellbogen gerne länger verweilen. Während der Peelingmassage lassen Sie das Wasser mit weniger Druck weiterlaufen. Die Behandlung entfernt Hautschüppchen, regt den Kreislauf an und stimuliert den Lymphfluss. Spa-Accessoires wie der Massagehandschuh fühlen sich gut an und tragen aktiv zur Wirkung bei, indem sie das Pflegeritual verstärken. Auch ausgewählte Duft- oder Inhaltsstoffe können die angestrebte Wirkung unterstreichen: Lavendel etwa entspannt und beruhigt, während Ingwer erfrischt und vitalisiert. Abschließend den Körper mit einem Handtuch abtrocknen. Ob flauschig oder rau – es sollte eine angenehme Materialität haben. Die Haut ist nun besonders aufnahmefähig für nachfolgende Pflege: Ein paar Tropfen Öl oder eine Creme. Auch unser Kopf genießt das Spa-Erlebnis: Die sich wiederholende Massagebewegung hinterlässt ein Gefühl von Reinheit, tiefer Entspannung und angenehmer Revitalisierung. Bei einem Ruhemoment im Bad oder einem anderen Raum den Effekt der Behandlung nachwirken lassen.
Welche Rolle spielen Raum, Architektur und Umgebung? Gibt es besondere Elemente, die aus Ihrer Sicht Berücksichtigung finden müssen, wie etwa Licht, Klang oder Duft?
Der Raum ermöglicht dem Gast das Ankommen, bevor das eigentliche Treatment beginnt. Er schafft den Rahmen, um in das Spa-Konzept des Hauses einzutauchen. Um eine Atmosphäre zu schaffen, die die Sinne anspricht, nutze ich materielle und immaterielle Gestaltungselemente. Naturmaterialien, Licht und Duft gehören immer dazu. Gegebenenfalls Musik und Klänge. Es dreht sich um sinnliche und ästhetische Fragen: Was spürt man gern auf der Haut? Worauf geht man gerne barfuß? Welche Materialien fühlen sich angenehm an, wenn ich sie berühre. Welche Oberfläche haben die Wasseraustrittsstellen, etwa die Regendusche? Gibt es ein Fenster, das einen Blick nach draußen, in die Natur, umrahmt? Und darum, diese für jedes Spa-Konzept und jeden Ort individuell zu beantworten. Und mit den technischen Abläufen in Einklang zu bringen.
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