Dornbracht Research Lab: „Is Memory Data?“

Wie können neue Technologien die Begegnung mit dem Element Wasser transformieren, bereichern oder gar ersetzen? Diese Frage haben wir uns im Rahmen des Fuorisalone in Mailand gestellt. Im Kontext einer immersiven Virtual-Reality-Installation konnten Besucherinnen und Besucher Wasser als Schnittstelle zwischen Mensch und Technologie, zwischen realer und virtueller Erfahrung erleben.

Die Mailänder Möbel- und Designmesse Salone Internazionale del Mobile di Milano ist seit über 50 Jahren eine der weltweit wichtigsten Leistungsschauen für Inneneinrichtung und Design – natürlich sind auch wir seit langem regelmäßig dort vertreten. Dieses Jahr haben wir vom 9. bis 14. April 2019 im Rahmen des Fuorisalone, dem dezentralen Programm der Messe, die von Mike Meiré konzipierte und in Kollaboration mit Elastique realisierte VR-Installation „Is Memory Data?“ erlebbar gemacht – als erstes Projekt des „Dornbracht Research Labs“.

Dornbracht Research Lab

Spannende Premiere eines ergebnisoffenen Formats

Das neue Labor-Format soll einen iterativ-forschenden Ansatz verfolgen. Bewusst ergebnisoffen, widmet es sich Fragestellungen, die mit der langfristigen Vision unserer Marke zusammenhängen: Wassererlebnisse zu schaffen, die den Menschen in elementarer Weise berühren. Somit knüpft es an unsere seit langem stattfindenden Auseinandersetzung mit Wasser, Ritualen und Kultur im Bad im Rahmen der Dornbracht Culture Projects an.

Culture Projects: neue Fragestellungen, neue Anwendungen

„Die Culture Projects haben uns zu neuen Fragestellungen rund um das Bad geführt“, so der geschäftsführende Gesellschafter Andreas Dornbracht. „Durch die Beschäftigung mit Ritualen rückte immer mehr die Frage in den Mittelpunkt, wie Wasseranwendungen einen Beitrag zum Wohlbefinden leisten können. Dementsprechend haben wir in den letzten Jahren viele Anwendungen entwickelt, die entsprechende Mehrwerte bieten und für die der Bedarf vor 25 Jahren noch überhaupt nicht absehbar war.“

Hyper Fountain: Raum, Materie und Wasser neu erleben

Mittelpunkt des ersten Research-Lab-Projekts Is Memory Data?“ war die Virtual-Reality-basierte Installation „Hyper Fountain“. Mithilfe einer VR-Brille tauchten Besucherinnen und Besucher in eine hyperreale Welt ein, in der sie Raum, Materie und vor allem das Element Wasser auf ungekannte, spielerische Weise erleben konnten. Der subversive Ansatz der Installation entsprach dem experimentellen Charakter des Research Labs, die digital verstärkte Virtualität stand in einem spielerischen Spannungsverhältnis zum Erlebnisraum, der mit einfachen Mitteln erzeugt worden war.

Vom Provisorium zur futuristischen Hochglanz-Szenerie

Was in der Realität nämlich ein provisorischer Aufbau aus einem einfachen Plastikeimer und einem Stück Gartenschlauch war, erschien in der virtuellen Welt als futuristische Hochglanz-Szenerie: Der Eimer wandelte sich zu einem Marmorbecken, der Wasserschlauch zu einer Supernova Armatur. Ein radikaler Kontrast, der die fragile Grenze zwischen Virtualität und Realität besonders deutlich vor Augen führte.

Neue, unerwartete Erscheinungsformen von Wasser

In diesem Szenario konnten die Besucherinnen und Besucher innerhalb des virtuellen Raumes mit neuen, unerwarteten Darreichungs- und Erscheinungsformen von Wasser experimentieren. „Man spürt, wie das das Wasser über die Hände läuft, während die Augen eine ganz andere Erfahrung machen“, so Mike Meiré. An dieser Stelle erschließe sich auch der zunächst etwas rätselhaft anmutende Titel des Projekts „Is Memory Data?“: „Der Titel spielt auf grundlegende Fragen an, die wir uns im Prozess gestellt haben“.

Dornbracht Research Lab

Wie lassen sich gelernte Erfahrungsmuster verändern?

„Kann eine virtuelle Erfahrung die gleiche Reaktion in uns bewirken wie ein tatsächliches, physisches Erleben? Sind Erfahrungen im Grunde Daten, die wir erzeugen, reproduzieren und letztlich auch manipulieren können?“ Aufgrund dieser Fragen sei das Interesse daran entstanden, ob und wie sich gelernte Erfahrungsmuster verändern ließen und wie wir unsere Wahrnehmung neu konditionieren könnten.

„Noises for Ritual Architecture“ 2008/2019

Im Rahmen des Fuorisalone wurden des Weiteren zwei frühere „Culture Projects“ neu interpretiert und erlebbar gemacht: zum einen „Noises for Ritual Architecture“ aus dem Jahr 2008, das durch Virtual Reality ein Update erfuhr und seine Aktualität unter Beweis stellte. Genau wie die neue Installation „Hyper Fountain“ reflektierten schon die von Mike Meiré initiierten und von Carlo Peters komponierten Soundscapes das Verhältnis von Raum, Materialität und Bewegung. Auf die Frage „Wie würde sich eine Ritualarchitektur anhören, wenn sie aus Tönen bestünde?“ haben Meiré und Peters Antworten gefunden, die den Raum zu entmaterialisieren versuchen, indem sie ihn in Sounds und animierte Grafiken übersetzen. Auch nach über zehn Jahren und mit modernster Technologie ermöglicht „Noises for Ritual Architecture“ das Eintauchen und das Hinzufügen neuer Dimensionen in Raum und Erfahrung.

„E-R-S Energetic Recovery System“ 2002/2019

Zum anderen wurde Mike Meirés Installation „E-R-S Energetic Recovery System“ aus dem Jahr 2002 in Mailand erneut in Szene gesetzt. Ursprünglich eine Pipeline zur Reinigung des Bewusstseins, wurde das „E-R-S“ nun als Augmented-Reality-Duplikat reaktiviert: ein Verweis auf das prozess- und ritualhafte Prinzip der Reinigung sowie das bewusstseinsverändernde Potenzial von Wasser. Die Installation ist die Utopie einer rituellen Architektur, die menschliche Handlungen linear strukturiert, vergleichbar mit dem Prozess in einer Autowaschanlage. Körper und Geist werden leer und frei gemacht, um Erfahrungsmöglichkeiten zu schaffen: Was ist in meinem Innersten verborgen? Welche Ressourcen stehen mir dort zur Verfügung? Diese Reise lässt Realität und Virtualität koexisiteren und birgt die Vision, dass ein persönliches „Redesign“ möglich ist.

Komplexe Fragestellungen – disziplinübergreifende Marktforschung

Wie bereits aufgeführt, folgt das neue Format eines „Labors“ einem ähnlichen Ansatz wie die Culture Projects – „nur, dass unsere heutigen Fragestellungen deutlich komplexer sind“, so Andreas Dornbracht. Da sich Entwicklungszyklen immer mehr verkürzten, könne Marktforschung in dieser Form nur dann funktionieren und schnell genug Ergebnisse produzieren, wenn man disziplinübergreifend und iterativ an Themen arbeite.

Dornbracht Research Lab

Kann Virtuelle Realität helfen, Wasser zu sparen?

Was es für das Bad bedeutet, wenn virtuelles Erleben an die Stelle der physischen Erfahrung tritt oder diese zumindest erweitert, sieht Andreas Dornbracht so: „Ganz pragmatisch gedacht: Wenn wir heute Wasser nicht nur für die Reinigung, sondern auch für unser Wohlbefinden und für präventive Anwendungen einsetzen, so ist mithilfe virtueller Erlebnisse vorstellbar, die Wirkung von Wasser zukünftig signifikant zu steigern und zu erweitern – und dies mit deutlich effizienterem Wasserverbrauch.“

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